Mit diesem Kompass stehe ich heute da. Gut im Entscheiden war ich noch nie. Neuseeland klingt gut, aber Argentinien und Schweden wollte ich auch schon lange mal näher kennen lernen...
Nun denn, ich weiss, dass ich mich zum ersten Mal seit Gedenken nicht im herkömmlichen Sinn entscheiden möchte. Entscheidungen habe ich allzu oft von meinem Verstand leiten lassen und nicht allzu wenig konnten mir die Wege, die ich dadurch begangen habe, nicht wirklich ein Gefühl von „da bin ich zu Hause“ bescheren.
„Eure Herzen kennen im Stillen die Geheimnisse der Tage und Nächte. Aber eure Ohren dürsten nach den Klängen des Wissens in euren Herzen. Ihr wollt in Worten wissen, was ihr in Gedanken immer gewusst habt. Ihr wollt mit den Händen den nackten Körper eurer Träume berühren. Und das ist gut so. Die verborgene Quelle eurer Seele muss unbedingt emporsteigen und murmelnd zum Meer fliessen; und der Schatz eurer unendlichen Tiefen möchte euren Augen offenbart werden. Aber wiegt den unbekannten Schatz nicht mit Waagschalen. Und erforscht die Tiefen eures Wissens nicht mit Messstock oder Senkschnur. Denn das Ich ist ein Meer, grenzenlos und unermesslich. Sagt nicht: „Ich habe die Wahrheit gefunden“, sondern lieber: „Ich habe eine Wahrheit gefunden.“ Denn die Seele wandelt auf allen Pfaden.“ (Khalil Gibran).
Vom Herzen möchte ich mich weiterhin führen lassen. Denn seit geraumer Zeit dürstet mein Herz nach Erhört-Werden. Es pocht sanft und dann wieder heftig; klopft an, wartet. Ein süsser, manchmal aber auch aufwiegender Schmerz begleitet mich durch die Tage und die Nächte. Ein aufweckender Schmerz, der mich immer wieder mit einer entscheidenden Frage konfrontiert: „Wer bist du? Wieso bist du hier? Für was lebst du?“
Ein paar der heiligsten Städte in Indien siedelten sich an den kurvenreichsten Wegbiegungen und nicht an Autobahnstrecken erinnernde, geraden Verläufen, an. Vielleicht ein Symbol dafür, dass diese Momente, wo das Leben nicht mehr „geradeaus“ verläuft, wo wir an einer Wegkreuzung stehen und es viele Abzweigungen gibt, die heiligsten Momente im Leben sind.
Momente, in denen man sich endlich mal (wieder), ohne Erwartungen an Richtig oder Falsch, fragen darf: „Welchen Weg wählt mein Herz?“